Da sind wir nun, auf dem zwei Minuten vom Campingplatz entfernten Parkplatz, auf dem schon so manch einer, der es nicht rechtzeitig geschafft hatte sich anzumelden, notgedrungen genächtigt hatte. Man muss dazu bemerken, dass wir schon in Hannover eine Stunde gebraucht haben, um überhaupt aus der Stadt zu kommen. Schnell die Crashpads ausgepackt und in den Schlafsack gelegt, schon tropft der Regen auf mein Gesicht, keine Lust mehr, ab ins Auto. Auto voll. Ab in den Kofferraum, ist besser als im Nassen zu schlafen. Das klingt jetzt allerdings alles negativer als es wirklich ist. Am nächsten morgen geht es dann direkt auf den Campingplatz, schnell werden die Zelte aufgebaut und dann los zum ersten Gebiet (Rocher du Potala), vorher lasse ich es mir noch aufschwatzen diesen Bericht zu schreiben. Das ist dann wohl das harte Los desjenigen, der nicht im Kader ist und nur aus purem Zufall mit nach Fontainebleau fährt.
Nach einer kurzen Einweisung von Seiten Thommys geht es an den Fels und wie immer, wenn man zum ersten Mal seit geraumer Zeit echtes Gestein an Stelle von Plastik unter den Fingerkuppen spürt, dauert es eine kleine Weile, um sich daran zu gewöhnen. Doch schon nach kurzer Zeit haben sich alle eingeklettert und suchen sich erste Projekte für den Tag. Das Wetter ist anfangs stabil, nach ein paar Stunden zeigt sich sogar die Sonne, direkt gefolgt von starkem Regen. Glücklicherweise wurde der Wald von Fontainebleau in der Nähe von Paris nicht schon immer nur zum Bouldern genutzt und somit haben wir das Glück in einem alten Unterschlupf, wahrscheinlich aus der Resistance-Zeit, Schutz zu finden. Da der Regen zwar zurückgeht, es aber nicht den Anschein macht, als würde der verbliebene Tag noch genug trockene Boulder bieten, fahren wir nach Milly la Forêt zum Markt und schlendern herum. Letztendlich kaufen wir uns Bier im Supermarkt. (Kronenbourg schmeckt einfach gut.).
Im Gegensatz zur Osterfahrt ist diese eine Selbstversorgerunternehmung und während alle noch am Gemüseschnippeln und Nudelkochen sind, blubbern unsere Dosenravioli schon essbereit im Topf. Danach werden noch schnell einige Boulder in einem Gebiet nah am Campingplatz besichtigt.
Der nächste Tag startet , nach einem Einkauf, im Gebiet „Drei Zinnen“, in dem es einige Boulder gibt, die jedoch weit verstreut scheinen, jedenfalls suchen Philipp und ich eine gefühlte Stunde nach „einem Haufen geiler 7as“, die wir dann irgendwie doch nicht finden. Nachdem jetzt allerdings eh schon alle warm sind, geht es weiter nach Roche aux Oiseaux. Das Gebiet kennen einige schon aus dem letzten Jahr, sogar ich (!), deshalb begeben sich einige zielgerichtet zu einem stark überhängenden Block, wo noch eine 7b+ offensteht. In der Zwischenzeit werden die umliegenden Boulder größtenteils von unsrer Truppe beklettert. Die 7b+ fällt schnell, es geht weiter zum nächsten Block. Der Tag wird gut genutzt, dann geht es wieder auf den Campingplatz. Reges Treiben beginnt am Kochplatz, unsere mit Mais aus der Dose verfeinerten Dosenravioli befinden sich schon in unseren Mägen. (Thommy:“ Das ist ja schon fast der erste Schritt zum Kochen, höhö!“)
Der nächst Tag beginnt kühl, was dazu führt, dass im Gebiet Apremont Envers reihenweise 7as bis hin zu „Welcome to Tijuana“ (7c) purzeln (an dieser Stelle: Glückwunsch Kevin). Der größte Teil begibt sich nach einigen Stunden in das Klassikergebiet Bas Cuvier, Lars und Kevin versuchen sich weiter in einer 8a. In Bas Cuvier angekommen ist die erste Reaktion: „Na toll, Platten…“. Doch nachdem die Marie Rose, die erste 6a der Welt überhaupt von den meisten geklettert wird (das unheimlichste ist der Abstieg (Maxi)), beginnt man das Gebiet spitze zu finden. Überall tolle Boulder, die man alle machen möchte. Philipp und mich zieht es zu „Helicoptere“, einem 7a-Klassiker, dessen Name sich erst beim Versuch erklärt. Zwischenzeitlich fängt es an zu nieseln, doch glücklicherweise besteht der Foret de Fontainebleau aus einigen (Baum auf frönzakkisch l’arge), wodurch man gut geschützt ist. Die Felsen stehen meist so frei, dass sie sogar nach wenigen Minuten wieder begehbar sind.
Da man nach so einem Tag verständlicherweise Lust auf ein paar Kronenbourg hat, muss sich Mia erbarmen und mit uns einen Supermarkt suchen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Doch auch diese Kür wird gemeistert und so befinden wir uns gleich darauf auf unseren Crashpads und schauen den Dosenraviolis mit Dosenmais beim gar werden zu.
Der letzte Tag des Kurzurlaubs bricht an, schnell werden die Sachen grob zusammengepackt, dann machen wir uns auf den Weg zum schon am ersten Abend besichtigten Gebiet Gorges aux Châts. Hier werden noch schnell die letzten Stunden Fels genutzt, doch es lässt sich, wie von vielen praktiziert, auch wundervoll in der Sonne dösen. Dann geht es auch schon zurück zum Platz. Die letzten Sachen werden mehr oder weniger gut eingepackt, Lars der Statiker und Logistiker übernimmt mit Niki das Packen des Sprinters, was erstaunlicherweise sehr gut klappt, bis auffällt, dass ein Crashpad im Gebiet zurückgelassen wurde. Doch auch dieses wird schnell eingesammelt, gut, es passt sogar noch in den Kofferraum. („Jetzt dürfen wir nur nicht die Tür öffnen, sonst explodiert alles!“). Die Rückfahrt verläuft ruhig und um kurz nach zwölf erreichen wir den Treffpunkt vor dem Hoffmann-Autoverleih.
Eine sehr schöne Fahrt, vielen Dank, dass ich mitkommen durfte!
Theo